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Kommission für bayerische Landesgeschichte

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Aktuelle Rezensionen


Stephan Haering OSB (Hg.)

Ein Ort für Gott und Mensch: 1250 Jahre Benediktinerabtei Metten

Regensburg 2016, Verlag Friedrich Pustet, 271 Seiten mit zahlr. Abbildungen
Rezensiert von Alois Schmid
In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Erschienen am 26.04.2018

Die Klostergeschichte erfuhr besonders im 18. Jahrhundert eine sehr intensive Pflege. Einerseits wurden zahlreiche Gründungsjubiläen mit Aufwand begangen und damit eine im abendländischen Kulturraum einzigartige Kontinuität dokumentiert. Andererseits gab der aufziehende Kirchenkampf der Aufklärung aktuellen Anlass, die Leistung der monastischen Welt mit gesteigertem Nachdruck herauszustellen. Diese beiden Grundanliegen stehen hinter den vielen Buchveröffentlichungen des Zeitalters von Barock und Aufklärung, die oftmals bis heute mit Gewinn herangezogen werden. Nach langer Zurückhaltung gegenüber der Thematik knüpft unsere Gegenwart wieder an diese Tradition an. Dabei sind die Motive gegenüber dem 18. Jahrhundert gar nicht so verschieden. In dichter Reihe erscheinen Darstellungen von Klöstern – oftmals in aufwendiger Aufmachung. Klostermonographien kommt ein bemerkenswerter Anteil am kirchen- und landesgeschichtlichen Forschungsdiskurs und dem historisch orientierten Verlagsbetrieb zu. Die Neubelebung ist sehr zu begrüßen. Sie verschafft der großen Bedeutung der Klosterwelt für die gesellschaftliche Entwicklung gerade des oberdeutschen Raumes gebührenden Ausdruck. Zum anderen zeugt sie von der fortdauernden Lebendigkeit des monastischen Gedankens, weil hinter diesen Veröffentlichungen oftmals aktive Konvente stehen.

Letzteres gilt auch für den anzuzeigenden Band. Kloster Metten ist seit seiner Gründung bis in unsere Tage ein Brennpunkt mit großer religiöser und kultureller Ausstrahlung auf den ostbayerischen Raum. Diese Tatsache der Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen, war gerade im Jubiläumsjahr 2016 ein verständliches Anliegen. Der Band wird getragen vom Stolz auf die eindrucksvolle, nur kurz zwischen 1803 und 1830 unterbrochene Kontinuität von 1250 Jahren segensreichen Wirkens in einem bäuerlich geprägten Umland.

Der von Konventualen und Mitarbeitern des Hauses verfasste Sammelband strebt keine durchgängige Darstellung der Geschichte des Klosters an; diese wird in einem zur gleichen Zeit an anderem Ort erschienenen Band geboten. Die neun Beiträge beschränken sich auf die gestraffte Vorstellung ausgewählter Aspekte. Abt Wolfgang M. Hagl OSB (In Gemeinschaft Gott suchen nach der Regel des heiligen Benedikt, S.  8-27) führt mit einer Darlegung des Selbstverständnisses des Konventes in die Thematik ein. Stephan Haering OSB (Haus Gottes für die Menschen, S. 28-43) unternimmt einen bewusst kurz gehaltenen „Streifzug durch die 1250jährige Geschichte“. Ernst Schütz (Kloster Metten und der benediktinische Neuaufbruch im „langen“ 19. Jahrhundert, S. 44-79) beleuchtet die neueste Zeit seit dem Wiederbeginn 1830. Diese einführenden Überblicksartikel liefern die Hintergrundfolie für die folgenden Spezialbeiträge zu ausgewählten Einzelsektoren. Markus Haering OSB stellt die „Baugeschichte und Wirtschaftsführung“ (S. 80-107) vor. Gregor Schuller OSB (Das Kloster Metten und die Seelsorge, S. 136-167) bietet einen Überblick über das pastorale Wirken der Patres im Haus sowie in ihrem unmittelbaren Umland. Athanasius Berggold OSB behandelt die immer hoch gehaltene Pflege von „Musik und Theater in Metten“ (S. 168-207). Florian Jung beschreibt die vielen „Kunstdenkmäler des Klosters“ von der Romanik bis zur Moderne, natürlich mit Betonung des Bibliothekssaales (S. 208-251). Der Herausgeber Stephan Haering OSB (Pflege der Wissenschaften und publizistisches Wirken im Kloster Metten, S. 252-269) fasst das breit gefächerte literarischen Schaffen der Mönche im Lauf der Jahrhunderte zusammen.

Sämtliche Beiträge sind auf der Grundlage eingehender Kenntnis der örtlichen Verhältnisse und eines entschiedenen Bekenntnisses zum Haus geschrieben. Zusammen verschaffen sie durch die Vorstellung der wichtigsten Tätigkeitssektoren auf begrenztem Raum einen aussagekräftigen Einblick in die Vergangenheit und die heutige Lage des Klosters. Im Vordergrund stehen nicht das wissenschaftlich relevante Detail und die Klärung damit verbundener Probleme. Mehr geht es um ein aussagekräftiges Gesamtbild, das dem programmatischen Untertitel „Ein Ort für Gott und Mensch“ überzeugende Konturen verleiht. So wird ein Buch erreicht, das bei guter Lesbarkeit und erfreulicher Anschaulichkeit, zu der die großzügige Bebilderung beiträgt, aspektereiche Informationen für eine breitere Öffentlichkeit bietet.

Der Konvent von Metten hat zum Hausjubiläum eine zweite Veröffentlichung vorgelegt: Michael Kaufmann, Chronik der Abtei Metten 766 – 2016, St. Ottilien 2016. Die beiden Bücher ergänzen sich. Der eben genannte Band wendet sich an die Wissenschaften, der hier anzuzeigende an das interessierte Publikum außerhalb der Fachwelt. Beide Bände zusammen verschaffen auch dem Kloster Metten eine heutigen Anforderungen entsprechende Neubearbeitung seiner Geschichte und Gegenwart. Sie bieten weitere Bausteine zu einer zeitgemäßen Klostergeschichte Bayerns. In einer den unterschiedlichen Zielgruppen angepassten Weise machen sie deutlich, welche Bedeutung das Kloster Metten für die Kirche, Kultur und Gesellschaft Ostbayerns immer hatte – und auch heute noch hat.