Aktuelle Rezensionen
Georg Wagner
Priestersoldat in Hitlers Wehrmacht und Stalins Roter Armee. Erinnerungen
Paderborn 2015, Erzbischöfliches Generalvikariat, 2. erw. Aufl., 108 Seiten mit zahlr. Abb.Rezensiert von Wolfgang Brückner
In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde
Erschienen am 09.04.2018
Georg Wagner (1915-1991) war „Wirklicher Offizialatsrat“, auch Domvikar und Honorarprofessor für religiöse Volkskunde an der Theologischen Fakultät Paderborn aufgrund seiner beiden Münsteraner Promotionen über westfälische Themen der regionalen Frömmigkeitskultur zum Dr. phil. 1958 (Volksfromme Kreuzverehrung in Westfalen von den Anfängen bis zum Bruch der mittelalterlichen Glaubenseinheit) und zum Dr. theol. 1967 (Barockzeitlicher Passionskult in Westfalen). Die erweiterte Neuauflage der 1985 erstmals aufgelegten sehr persönlichen Schrift ist ergänzt durch eine Bibliographie (95-107) samt einer Auflistung betreuter Schülerexamina.
Der erzählende Text wird hilfreich durch fett gedruckte Zwischenüberschriften gegliedert. Er beginnt mit Wagners Theologiestudium während der NS-Zeit, als er auch pflichtgemäß den Reichsarbeitsdienst absolvieren musste. Im Krieg dann wurde er sofort 1940 als Sanitätssoldat eingezogen und kam zu einer Feldtruppe in Norwegen, 1942 an die Front in Russland, schließlich 1945-47 in russische Kriegsgefangenschaft, dort eine Überstellung zur Roten Armee in deren Lazarette im Rahmen eines Arbeitsbataillons aus deutschen Gefangenen, aber nun in russischen Uniformen.
Es handelt sich zwar in erster Linie um ein sogenanntes Ego-Dokument, ist aber nichtsdestoweniger ein z. T. erschütterndes Quellenzeugnis für die Sozialgeschichte des Zweiten Weltkrieges und seiner leidenden Truppen. Die Zeit als deutscher Soldat führte Wagner von einem Hauptverbandsplatz zum nächsten in rasch folgendem Umbau hinter der zurückweichenden Front auf dem endlosen Rückmarsch der geschlagenen eigenen Armeen. Er diente dabei oft als OP-Assistent der Chirurgen.
Das lässt sich alles gar nicht pauschal beschreiben, man muss die Texte in Gänze lesen. Das jedenfalls wünscht sich der alte Rezensent von den jüngeren Generationen.